Warum ich mit ein paar Vorurteilen aufräumen kann
Wer mich zu Studienzeiten so richtig ärgern wollte, hat mir von den Canon EOS Kisten mit den dreistelligen Nummern vorgeschwärmt. Nein, ich meine explizit nicht die Canons EOS 50, die war damals einer meiner Träume. Ich meine solche Plastikbecher wie die EOS 500, die EOS 1000 und wie die ganzen Klapperkisten mit dem wahnsinnig langsamen Autofokus und dem Plastikbajonett. Vermutlich wurden die Dinger in Millionenstückzahl samt Kitobjektiv an Omma Meume und ihre Freundinnen und Freunde verscherbelt, durften auf irgendwelchen Familienfeiern bewundert werden, oder leisteten irgendwelchen hippen Jungstudenten irgendwelche Dienste in irgendwelchen Urlauben.
Ich gerade schon wieder in Rage!
Fazit: Für mich war die ganze EOS-Serie mit den drei- und vierstelligen Nummer nicht ernstzunehmen und pure Ressourcenverschwendung. Ich schwor, mir niemals, niemals, niemals so ein Gerät zuzulegen.
Bis neulich. Ich hatte aus Spaß in der Bucht auf eine EOS 300v geboten, vermutlich eine der letzten Analog-SLR die Canon im Budgetsegment gebaut hat. Komischerweise wollte das Gerät niemand haben, also war es meins. Gut, dachte ich, der nächste Flohmarkt wartet.
Aber ich wurde eines Besseren belehrt!
Klar, Hauptwerkstoff der 300v dürfte immer noch Plastik sein, aber immerhin haben sie ihr ein ordentliches Metallbajonett spendiert. Und wie ein Joghurtbecher wirkt das Ding auch nicht. Vielmehr liegt die kleine doch recht gut in der Hand, wirkt für eine Budgetkamera auch nicht plastikiger als die Einsteiger-Nikons der damaligen Zeit und sieht nicht ganz doof aus. Verantwortlich für die Handhabung und das Aussehen dürfte der eingebaute Handgriff auf der rechten Seite sein, der zwei CR2-Batterien aufnimmt. Schick und für meine Wurstpranken auch echt praktisch, ohne im Rucksack zu schwer aufzutragen.
Was die Kamera den Nikons aus der Zeit aber voraus hat, und das nenne ich beinahe einen Geniestreich: Im Grunde lässt sie sich komplett mit einer Hand bedienen. Ganz einfach, weil das Moduswahlrad auf die rechte Seite gewandert ist und damit wunderschön in Daumennähe ruht. Einzig der Selbstauslöser und der Schalter für Serienmodus holen die linke Hand aus der Pause.
Das gute Stück ist top in Schuss, lediglich die Feder an der Verriegelung zur Filmklappe hat ein wenig an Spannung eingebüßt, funktioniert aber einwandfrei.
Da ich noch ein EF-Standardzoom rumfliegen hatte, wird mich die Kleine, die so gar nicht mehr viel mit ihren älteren Joghurtbecherschwestern gemein hat, sicherlich an einem Nachmittag begleiten. Gucken wir mal, wie sich die Canon EOS 300v im Alltag schlägt.





 
						
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